Der Herbst hat endgültig Einzug gehalten. Wenn das Thermometer kaum mehr über die Zehn-Grad-Marke klettert, kuschelt man sich gerne unter die warme Decke. Körperlich wie geistig. Hochmotiviert reiste das Herren 2 des SCF in den St. Galler Osten, fest entschlossen, den Thurgauer Siegeswillen auch in Uzwil spüren zu lassen. An Einsatz und Kampfgeist mangelte es nicht, doch manchmal klafft zwischen Wollen und Können eine kleine, aber entscheidende Lücke.
Am Körperlichen fehlte es nicht, der war da. Nur der Geist schien noch im Aufwärmmodus zu stecken. So entwickelte sich in der Anfangsphase ein zähes Ringen, das weniger an ein temporeiches Handballspiel als an eine strategisch verhaltene Schachpartie erinnerte. Technische Fehler, Ballunsicherheiten und ungenutzte Chancen bestimmten das Bild. Selbst Wilhelm Tell hätte mit einer Wassermelone statt eines Apfels kaum zielsicherer getroffen.
So mancher Handballkenner dürfte sich verwundert die Augen gerieben haben, wenn er erst nach rund zwölf Minuten den Weg in die Halle fand. Auf der Anzeigetafel: ein mageres 3:3. Ein zähes Abtasten, mit vielen technischen Fehler und Unvermögen im Abschluss prägte die Anfangsphase, beide Teams neutralisierten sich weitgehend und suchten vergeblich nach dem Rhythmus.
Erst zehn Minuten später gelang es den Thurgauer Hauptstädtern, mit Hartnäckigkeit und starker Arbeitsmoral den Knoten zu lösen. Schritt für Schritt erspielte sich der SC Frauenfeld eine Vier-Tore-Führung. Massgeblichen Anteil daran hatte der niederländische Hüne Bram, der dank clever herausgespielter Zuspiele eine beeindruckende Serie von sechs Treffern in Folge aus dem Spiel (Endkonto: 9 Treffer) beisteuerte. Seine Trefferquote sorgte kurzzeitig für Ruhe und Kontrolle im Spiel der Gäste.
Doch die Uzwiler gaben sich keineswegs geschlagen. Mit viel Laufarbeit und präzise herausgespielten Abschlüssen kämpften sie sich zurück in die Partie. Der Lohn: Zur Pause stand lediglich ein Zwei-Tore-Vorsprung für den SC Frauenfeld auf der Anzeigetafel. Halbzeitstand: 11:13.
Der SC Frauenfeld wusste: Eigentlich war man das bessere Team. Besser besetzt, taktisch cleverer und mit deutlich mehr klaren Chancen (gleich sieben vergebenen Hundertprozentigen in erster Hälfte). Doch Handball wäre nicht der Sport, den wir so lieben, wenn alles nach Plan verliefe. So kann sich das Blatt innerhalb weniger Minuten wenden. Vom klaren Vorteil bis zum Rückstand, vom Favoriten zum Jäger.
Der HC Uzwil erwischte zu Beginn der zweiten Halbzeit seine Sternstunde. Mit neuem Elan und spürbarem Willen zur Wiedergutmachung drehte der Gastgeber die Partie und ging nach rund sechs Minuten erstmals mit zwei Treffern in Führung. Auf der Frauenfelder Bank wurden die inneren Rufe nach einem Timeout lauter, doch Trainer Schwarz vertraute seinem Team, insbesondere seinen Führungsspielern. Er gab ihnen die nötige Zeit, um selbst eine Antwort zu finden.
Und diese kam eindrucksvoll: Das Trio Ricci, Frei und Flachmüller übernahm Verantwortung, nutzte die Chancen konsequent und brachte gemeinsam im Verbund mit starken Paraden aus dem Tor und einer noch stabilen Abwehrreihe die Wende. Rund 15 Minuten vor Schluss lag der SCF wieder mit 18:23 vorne. Von da an war der Bann gebrochen. Die Gäste fanden zu ihrem gewohnten, kontrollierten Spiel zurück.
Uzwil versucht zwar nochmals, an ihre starke Phase anzuknüpfen, mussten den Frauenfeldern letztlich aber den Vortritt lassen. Endstand: 24:30, ein verdienter Sieg und zwei weitere Punkte, die den SC Frauenfeld an die Tabellenspitze bringen.
Besonders hervorzuheben ist eine faire Geste des Uzwiler Torhüters Luka, welcher mit seiner Aktion vorlebt, warum Handball eben mehr ist, als nur ein Spiel ist.
So war der Erfolg am Ende zwar kein Glanzstück, aber ein echter Arbeitssieg. Ein Sieg, der durch Willen, Teamgeist und eine kampfstarke Verteidigung errungen wurde. Ein Sieg der beweist, dass der SC Frauenfeld auch dann siegen kann, wenn nicht alles perfekt läuft.
Autor: Marcel Wirth
Es spielten – Tor: Mughal, Frehner | Feld : Habersaat, Haug (1), Schelling (1), Reller (2), Flachmüller (4), Ligterink (9), Frei (5), Brauchli, Ricci (5), Kollbrunner (1), Sampiero (1), Stolt (1), Wirth